hansjörg mayer, jahrgang 1943, kann setzen und drucken. setzen und drucken kann man alles mögliche und jede menge, plakate, zeitschriften bücher undsoweiter. dann hat man eine vorlage, also einen text, der gesetzt und gedruckt wird. neuerdings gibt es auch die möglichkeit, nur buchstaben zu drucken oder einzelne Wörter. das nennt man dann nach werkmann "poesie aus dem setzkasten". diese "poesie aus dem setzkasten" setzt voraus, daß man ein verhältnis zum setzkasten hat beziehungsweise zu dem,was sich darin befindet. dieses verhältnis wäre in einer ersten annäherung als ein materiales verhältnis zu bezeichnen. ein materiales verhältnis ist dabei ein verhältnis zu den materialien, mit denen man umgeht. hansjörg mayer geht mit lettern um, genauer mit den 26 kleinen buchstaben des alphabets. entsprechend einer konvention gibt es zu den 26 kleinen buchstaben auch noch 26 große buchstaben, die umlaute, das eszet, eine reihe von satzzeichen und die ziffern. hansjörg mayer verzichtet grundsätzlich auf die 26 grossen buchstaben und das eszet, auf die satzzeichen, wenn eben möglich. dieses beschränkte repertoire benutzt er zu typenkonstellationen oder typenarrannements. dabei können wörter entstehen. hansjörg mayer wählt also aus einem künstlich beschränkten, einem reduzierten setzkasten und einer wahrscheinlichen verteilung aus und erzeugt neue verteilungen. wenn wir diesen setzkasten als eine unordung im sinne einer gleichmäßigen verteilung des repertoires interpretieren, erzeugt er also, wenn er aus diesem repertoire auswählt und zusammensetzt, neue ordnungen. diese neuen ordnungen verhalten sich ästhetisch gleich negativ zu einer vorgegebenen wahrscheinlichen ordnung und lassen sich, da dieses selektioneverfahren bewußt material verfährt, als aus einer endlichen anzahl ästhetischer schritte erzeugt interpretieren. als indiz könnte man dabei anführen, daß hansjörg mayer mit der sogenannten futura arbeitet, die man auch als die ungestaltetste schrift bezeichnen könnte. indem hansjörg mayer diese schrift bewußt wählt, verrät er deutlich, daß er auf gestaltung aus ist.
es gibt zwei verfahrensweisen für ein typenarrangement. entweder es gestaltet einen vorgegebenen text. dann verfährt der setzer analog. zu einem anderen vorgegebenen und übergeordneten repertoire oder es gestaltet frei nur aus dem materialen repertoire des setzkastens. dann verfährt der setzer digital, indem er sich von schritt zu schritt und bezogen nur auf die materialien seines repertoires entscheidet. hansjörg mayer hat beide verfahrensweisen in einigen trefflichen realisationen exemplifiziert und demonstriert: das analoge verfahren in seiner mappe 13 visuelle texte, das digitale verfahren in seinem alphabet. man könnte cum grano salis von diesen beiden ergebnissen auch als von zwei demonstrationsobjekten sprechen, die, jedes auf seine weise, deutlich zeigen, was an ihnen, an ihrem setzer und drucker, was an seiner methode dran ist. da wir davon überzeugt sind, daß der bewußt materiale handwerkliche prozeß in nuce ein ästhetischer prozeß ist, zeitigen diese beiden beispiele unseres erachtens auch ästhetische ergebnisse, sind also zu bezeichnen als ästhetische demonstrationen einer sogenannten schwarzen kunst.
[1964, unveröffentlicht]