kennst du noch das alte lied | zurückgezogen hinter die vorhaut der seele | das sprichwort des tages | die stadt duftet nach weihrauch und headlines | wahlredner predigen wunder | das leben um einen nachruf verlängert | das paradies restauriert wird für einsfuffzig | aber es feilt sich die schmutzigen nägel | was aber bleibet der haß | an alle haushaltungen ergeht das gebot der stunde | werber ziehen durchs land dommeln die strauße | ihr freunde hänget wann ich gehenkt bin
1 kennst
du noch das alte lied
an den großen wassern
saß ich
kannst du noch die alte weise
die im anfang so elegisch
2 ich will meine zunge nicht
hüten
und meinen mund nicht zäumen
ich will mich hüten zu
schweigen
3 ich bin nicht verstummt noch
still
mein darm brennt vor gift
das ich hineinfraß
wie rost die zwiebel
4 es muß ein ende haben
mit mir
daß ich mich davon mache
um haaresbreite
um eine handbreit sind meine
tage gezählt
von ihnen
5 sie gehen um wie schatten
und machen doch unruhe
6 ich werden den narren zum spott
und will nicht schweigen
ich werde meinen mund auftun
zum gespött der leute
7 ich tue arges um des guten
willen
denn meine güte ist unfreundlich
mit meinen freunden
8 ich schweige der freuden und
zähme meine zunge
ich habe meine zunge verbrannt
wie motten verzehren was schön
ist
9 ach wie gar nichts sind doch die menschen
10 mit einem strick werden gezüchtigt
die sich sammeln und wissen
nicht wovor
11 an den großen wassern
sitze ich grübelnd
meine gitarre hängt in
den trauerweiden daselbst
12 ich spucke aus
das zieht keine kreise
1 zurückgezogen hinter die vorhaut der seele
2 die hohe schule der geläufigkeit
von czerny bis sachsenhausen
3 gott als käseglocke über
die scham gestülpt
wenn das nicht schlimm ist
4 das gebet einer jungfrau
für kirche und künftige
kriege
5 mord und ministerien zu billigen
besprechen sich stimmen highbrowsteril
6 mit bild bedeckt schlummern
satte
voll von mitleid über dem
hunger der welt
7 heben die rosigen lider liebende
1
das sprichwort des tages
näßt noch die windeln
2 kleine brötchen
purzeln aus befehlsgewohnten
mäulern
in schaumgummischösse
3 in pissoirs herrscht hochbetrieb
4 mühsam setzen in marsch
sich
alte hüte und stiefel
da wird kein schuh draus
5 treiben im rinnstein
mit den armen rudernd
die zecher
6 fahren in die grube
ratten und kröten steigen
aus den gullys
7 bergmann und steiger
spritzen ihr gift
es zieht und
8 in den därmen geht
die sonne auf mit rosigen fingern
wie immer
1 die
stadt duftet nach weihrauch und headlines
mit denen sich mästen pöbel
und presse
2 schwangere frauen schlagen
versetzte augen auf
die sand sind in wüsten
erblühen pilze in unschuld
3 eine rolltreppe stottert menschen
ans licht
jemand sieht sterne
aber die sonne bringt es an
den tag
4 vor den kinos sammeln sich
schlangen
staatlich gelenkt den köder
zu fressen
aus der hand die fett ist der
henker
5 schakale gehen auf raub aus
die winde sind günstig
6 geduldig warten die geier
im kreise geschart auf die beute
7 weißer rauch steigt auf
8 verliert sich in wolken
1
wahlredner predigen wunder
priester weihen die wehrkraft
weiber preisen das fleisch und
die freiheit
2 von allen masten wehn festliche fahnen
3 raketen schläfern das
greinende pack
es rauft sich die haare der
händler
über die absatzschwierigkeiten
des markts
4 die lage wird unterstützt
von chorälen
als hoffnungslos aber nicht
ernst bezeichnet
5 friedlich pflanzen gärtner gurken und kohl
6 werden zu markte getragen
haut blödes fleisch
und ein kindlicher malakt miros
1 das
leben um einen nachruf verlängert
verhutzelte hoden zwischen den
schenkeln
die hände gefaltet feilscht
die familie
um trauerrand kleidung und die
rubrik in der zeitung
2 was tot ist es stinkt
3 kaum aus den augen
bekrabbelt das geile pack sich
am grabe stürzt auf schüsseln
und schnaps
4 mit nächstenliebe neidets dem nachbarn den braten
5 sela
6 der organist klopft den choral
für fünf mark
pro begräbnis aufs tischtuch
zählt der pfarrer
die traurige spende für
witwen und waisen
7 fröhlich säet der landmann den samen
8 es trifft sich blumen im haar
die jungfrau zur zeugung sammeln
vampir und wurm sich
zu den gezeiten des bluts
1
das paradies restauriert wird für einsfuffzig
von blonden touristen besichtigt
2 füttern verboten
3 da jubeln die frommen auf den
terrassen
beschmieren die ober das volk
mit malzbier und sprudel
4 immer folgt den wehenden schößen
rechnung und trinkgeld
turnen die kellner flink durchs
geäst
5 mit zucker beworfen lachen die hühner
6 und es paart sich das pack
es behauptet
in rudeln abends bänke
und betten unter
dem sternbild der waage schwängert
die jungfrau den stier
7 europa das kind der königin
rettet die krone das blaue blut
ist gefärbt mit meßbuch
und bibel
buhlen die mörder es folgt
8 der austritt gottes aus der
partei
und der kirche wird eine moralische
anstalt
gegründet zwecks erlangung
der würde der dummheit
9 gilt doch ein schwachkopf mehr
als neun
und neunzig gerechte auf erden
er fragt nicht
1 aber es
feilt sich die schmutzigen nägel
der bettler am stammtisch dreschen
stroh
das maul verbunden die dichter
2 schaum auf den lippen
leert seine taschen der reiche
3 es klingelt so schön im
beutel
die diener verstummen siehe
4 es ist wie es war unbelehrbar
5 versehen mit jedem sakrament
und rückversichert
im himmel wie auf erden schielt
der pöbel empor
6 der ständer des satten
der nicht weiß
ob er durchkommt
7 herz auf der zunge lächeln
diven
chrom vorm gehirn chrom vor
der arche
8 sintflut als eine frage von
absatz und kaufkraft
die dichter besingens sie könnens
sich leisten
9 mit verdauung beschäftigt
sterben die fliegen
aas bläht die bäuche
1 was
aber bleibet der haß
wird künstlich befruchtet
ihn stiften greise
2 leerlauf in hirn lallt das volk hosiannah
3 weiß ist die weste die
braun war
es drücken die schuhe nicht
mehr
4 der wohlstand bricht aus mit
gewalt
verfärbt sich der himmel
5 witwen bevölkern ihr bett
für stunden
mit onkeln die lobens
6 die aber sagen die wahrheit
werden gegriffen was wahr ist
ist schon gedruckt an allen
kiosken erhältlich
7 es hält wer klug ist den
mund
er hört nichts und was
er sieht
ist nur ein schlechter traum
den er am besten vergißt
8 ganz regelmäßig
erfolgen die abfahrtszeiten der züge
1 an alle haushaltungen ergeht das gebot der stunde
2 keine experimente
3 es röhren die greise mit
nächstenliebe von rechts
nach rechts erhebt sich das
eregierte gewissen
4 es denken die pferde vaterland
wird
wie rosen und poree in schrebergärten
gezüchtet
5 es waschen die hände richter
und henker
im blut der unschuld
6 was war das gedächtnis
wird in großen scheinen
gewechselt
strophen und hemden
7 weiß ist was braun war
wird schwarz alles kommt wieder
1 werber
ziehen durchs land dommeln die strauße
über den wundern der welt
steißen die dommeln
2 schatten sammeln sich nachts
und gehen auf raub aus
3 die anstreicher kommen auf
lügenfüßen
es gilt der verrat
4 listig lallen die zecher es
reimt sich
um tische geschart leeren die
esser das haus
5 an den laternen hängen die sager der wahrheit
6 höheren orts wird die
lage erörtert
und ein saxophon beschließt
die erschaffung der welt
7 mit pauken und trompeten
mit pauken und trompeten
mit pauken und trompeten
8 von diesen wundern wird bleiben
der sie aufblies der wind
9 keiner kommt wieder
1
ihr freunde hänget wann ich gehenkt bin
die kleine fahne hinter dem
altar auf
die rot ist wie blut in der
wandlung nie war
2 statt brot zu besprechen
füttert lieber die schwäne
es stirbt jeder siebte an hunger
3 schüttet wie dividenden
den wein aus
der durst ist unstillbar
4 werft die manuskripte der predigten
fort
unnützes zeug zeugend
schläfer und schlachtvieh
5 schlagt die schlager euch aus
dem kopf
die choräle aus voller
brust
hört auf zu lügen
6 denn es will abend werden
und zeit daß ihr denkt
daß ihr ihr seid und nicht
ohne stolz
7 bedenkt aber wenn ihr dies
tut
könnt ihr die erde nicht
ändern
doch gut sein
8 denn es ist geschaffen der
mensch
daß er erschlage die gut
sind da lieben
die menschen.
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