Wenn man einen falschen Fuffziger
durch zehn teilt, macht das zehn falsche Fünfer. Wenn man die goldenen
Zwanziger vierteilt, kriegt man vier goldene Fünfer heraus. Und wenn
man schließlich einen faulen Groschen halbiert, bekommt man zwei
faule Fünfer.
Aber zwei Fünfer sind
zwei Fünfer und nicht etwa ein fauler Groschen. Und vier Fünfer
sind vier Fünfer und nicht etwa die goldenen Zwanziger. Und zehn Fünfer
sind zehn Fünfer und nicht etwa ein falscher Fuffziger.
Jedenfalls ist mangelhaft 5 5 mangelhaft und kein mangelhafter Fünfer, woraus folgt, daß Klaus Burkhardts Fünfer nicht etwa mangelhafte Fünfer sind. Und wie sollten sie auch, und überhaupt kann davon nicht die Rede sein, vielmehr ist das ganze Buch mangelhaft 5 5 mangelhaft. Was natürlich kein Werturteil ist. Im Gegenteil.
Wenn man den Leuten glauben darf, gibt es gute und schlechte Noten, gute und schlechte Fünfer, das gute und das böse Händchen, wie es auch nette und böse Menschen gibt undsoweiter und mangelhaft 5 ist 5 mangelhaft und nicht einfach nur mangelhaft. Mangelhaft 5 zeigt, was man aus 5 mangelhaft alles machen kann.
Dabei hat Klaus Burkhardt aber nicht etwa von allem was man machen kann ein bißchen gemacht. Nicht etwas mehr oder weniger und nicht überall von, wie man denken könnte, sondern wovon er dachte, daß es gut wäre, was von zu machen. Und das hat er soweit ganz gut gemacht oder sehr gut, worüber man streiten kann, weil zwei mal zwei fünf ist und nicht etwa 5 mangelhaft, weil mangelhaft 5 5 mangelhaft ist und nicht einfach bloß mangelhaft. Denn so einfach ist das alles nun doch wieder nicht, was Klaus Burkhardt aus mangelhaft 5 alles gemacht hat - 5 mangelhaft.
Um was es hier geht, ist ein Buch mit 50 Seiten im Format 26,5x26,5cm, Auflage 275 Exemplare (numeriert), der Titel: mangelhaft 5. Also eine 5 spielt in diesem Buch die Hauptrolle, keine x-beliebige, sondern eine ganz bestimmte: die 5 aus der fetten Gotisch. Und diese 5 wurde auf dem Fotosetzgerät TS6l ästrapaziertä, in Reihungen gebracht, zu Rosetten verarbeitet, in- und übereinanderbelichtet, angehäuft usw. Was dabei entsteht, sind Gebilde, die als reine Jugendstil-Ornamente anzusprechen sind oder Großmutters Spitzendeckchen sehr ähnlich sehen - Strukturen und Formen, in denen das einzelne Zeichen, die Ziffer 5, nicht mehr zu erkennen ist. Auf einer Seite z.B. sind 3456 Fünfen untergebracht, ohne daß dem Betrachter klar wird, wo die überhaupt sein sollen.
Diesem Bilderbuch sind zwei Texte beigegeben. Dr. Hans Bayer schreibt eine tiefenpsychologische Abhandlung über das Phänomen 5. Thaddäux Troll betrachtet das ganze Werk als anmutige und reizvolle Spielerei und schreibt Assoziationen über die 5. Kurze Hinweise und die Erklärung des Systems von Klaus Burkhardt runden das Ganze ab.
Gedruckt wurde das Buch - und das verdient besonders hervorgehoben zu werden - im Siebdruck in den Werkstätten für Druckgraphik der Edition Domberger Stuttgart.